„Gitter im Auge“

Khadija Batti zeigt ihre Gemälde im Begegnungszentrum Kinderhaus

„Gitter im Auge“, gibt man diese drei Worte in Google ein, verweist die Suchmaschine auf Seiten, die sich mit dem Sehen beschäftigen, genau gesagt, mit Sehdefekten wie Makula-Degeneration und andere Erkrankungen der Netzhaut. Noch führt kein einziger dieser Links zur Kunst.
„Gitter im Auge“, diesen Titel hat die Malerin Khadija Batti ihrer Gemäldeserie gegeben, die sie zurzeit im Begegnungszentrum Kinderhaus am Sprickmannplatz ausstellt. Augenerkrankungen hatte sie dabei nicht im Sinn. Auf den Titel kam sie, als ein Betrachter sie darauf hinwies, dass er Quadrate in ihren Bildern erkennen könne, die sich im Auge zu einer Art Gitter zusammensetzten.
„Dies ist tatsächlich die einzige und erste Bilderserie, die durch einen Titel entstanden ist“, sagt die Künstlerin. „Der Prozess des Malens wurde durch diesen Titel gestartet, der irgendetwas in meinem Kopf freigesetzt hat. Normalerweise aber male ich so nicht: Ich möchte keine Vorgaben, keinen Druck. Ich muss frei und gelöst sein von äußeren Gegebenheiten.“ – Khadija Battis Künstlerinnenherz schlägt für die abstrakte Malerei.

Thomas Kollmann, Geschäftsführer des Begegnungszentrums Kinderhaus, und die Malerin Khadija Batti vor zwei Gemälden der Künstlerin.
Thomas Kollmann, Geschäftsführer des Begegnungszentrums Kinderhaus, begrüßt die Künstlerin Khadija Batti zu ihrer Ausstellung.

1987 kommt die damals fünfjährige Kurdin mit ihren Eltern aus Syrien nach Münster. Sie wächst in Kinderhaus auf. Schon als Schülerin beginnt sie mit dem Malen, zunächst gegenständlich, realistisch. „Aber das Realistische liegt mir nicht“, sagt sie. Eine Kunstlehrerin ermutigt sie, sich vom Gegenständlichen zu lösen: „Khadija, du hast ein Auge für Farben.“
Am Gymnasium möchte sie einen Leistungskurs Kunst belegen, doch ein solcher wird in ihrem Jahrgang nicht angeboten. Nach der Schule macht sie eine Lehre zur Hotelfachfrau, studiert angewandte Psychologie in den Niederlanden, engagiert sich in der Flüchtlingsarbeit, ist als Dolmetscherin tätig, als Bildungsbegleiterin und zurzeit im Einzelcoaching.
Und die Kunst? – „Damit habe ich nach der Schule aufgehört.“
2016 stirbt ihr Vater. Dieser Schicksalsschlag bringt sie zurück zur Malerei. Das erste Bild komponiert sie aus den Farben des Lieblingspullovers ihres Vaters: Bordeauxrot und Grau. Komponiert ist eigentlich das falsche Wort. Denn, wenn Khadija Batti malt, folgt sie keinen Ordnungs- oder Kompositionsprinzipien. Ihre Malerei ist Gefühls-, keine Kopfsache.
„Ich arbeite wie im Rausch, wie in Trance, intuitiv, stundenlang. Malen ist ein Prozess. Jedes Bild hat seinen Anfang, seine Mittel- und seine Endzeit.“
Sie gibt ihren Werken keine Titel, denn sie möchte den Betrachter nicht beeinflussen. Was der Betrachter in dem jeweiligen Bild sieht, ist allein seine Sache. Khadija Batti vergleicht diesen Vorgang mit dem Lesen aus dem Kaffeesatz am Boden einer ausgetrunkenen Tasse arabischen Mokkas. Gesichter können daraus aufsteigen, Figuren, oder eben Quadrate, die sich zu Gittern formen.

Die Künstlerin Khadija Batti im Schneidersitz vor ihren Gemälden.
Khadija Battis Künstlerinnenherz schlägt für die abstrakte Malerei.

Die Ausstellung „Gitter im Kopf“ mit Gemälden von Khadija Batti kann während der Öffnungszeiten des Begegnungszentrums Kinderhaus am Sprickmannplatz besucht werden. Wir bitten darum, dabei die Corona-Regeln zu beachten.
Das Begegnungszentrum Kinderhaus ist montags bis freitags von 9:00 bis 16:00 Uhr geöffnet.

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